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Burnout – eine Vernetzung

Sie liebte ihre Arbeit als Verkäuferin: Zehn Jahre lang verkaufte Monika K. Geschenkartikel in einem Geschäft. Irgendwann gab es Probleme mit der Inhaberin. „Sie ließ jede ihrer Launen an mir aus. Dann suchte ich das Gespräch mit ihr, da wir doch so lange gut zusammengearbeitet hatten. Doch es wurde nur noch schlimmer“, so Monika K.. Bald schon war allein der Weg zur Arbeit für die Verkäuferin die reinste Qual – regelmäßig wurde ihr übel und sie musste sich übergeben. Nachdem die Verleumdungen und Mobbing-Attacken der Chefin immer unerträglicher wurden, kündigte Monika K. Ihr Leben war nicht mehr dasselbe. Sie litt unter der Situation und auch zu Hause kam es zunehmend zu Unstimmigkeiten. Ihr Ehemann bestand daher darauf, dass sie einen Arzt aufsuchte. Dieser stellte fest, dass sie unter Schlafstörungen litt und stark zitterte. Zu Beginn der Behandlung verbesserte sich der Zustand etwas, aber ihr Gesundheitszustand war bei weitem noch nicht zufriedenstellend. Monika K. klagte weiterhin über Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Antriebsschwäche, Erschöpfung und Interessenmangel. Hinzu kamen noch Beschwerden in den Beinen. „Ich habe so ein Kribbeln in den Beinen, so dass ich einfach nicht zur Ruhe komme. Nachts werde ich fast verrückt und wandere alle 2 Stunden durch die Wohnung“, teilte Monika K ihrem behandelnden Arzt mit. Eine daraufhin angeordnete ambulante Schlafuntersuchung ergab dass Monika K. unter dem Restless-Legs-Syndrom (RLS) litt. Die Therapie wurde sofort eingeleitet. Dennoch zeigte sich nur eine Teilbesserung. Es fanden daraufhin
umfassende Gespräche mit ihrem Arzt statt. Dabei stellte sich heraus, dass ihr die Behandlung des RLS allein nicht ihr gewünschtes Wohlbefinden bringen konnte. Ihr behandelnder Arzt hat tiefer gebohrt und eine integrative Behandlungsweise angewandt. Er hat in den Gesprächen nicht nur ihre Krankheiten berücksichtigt, sondern auch ihr ganzes Umfeld und ihre Vergangenheit. So stellte sich heraus, dass sich ihr Vater, als sie 17 Jahre alt war, das Leben genommen hatte. Ihre Mutter konnte den Verlust nicht verkraften und versuchte ebenfalls mehrfach aus dem Leben zu scheiden und konnte erst ihre Trauer bewältigen, als Monika K. bereits 21 Jahre alt war. In dieser Zeit lernte Monika K. ihren ersten Mann kennen. Die Beiden heirateten und bekamen ein Kind. Doch die Ehe stand unter keinem guten Stern. Ihr Ehemann hatte ständig Affären und vernachlässigte seine Familie. Nach kurzer Zeit verließ er dann auch Monika K. samt des gemeinsamen Kindes und ließ einem Berg voll Schulden zurück. Ihre zweite Ehe bezeichnete Monika K. als sehr glücklich – auch wenn es schwere Zeiten gab. Monika K. und ihr Mann gründeten gemeinsam mit einem Freund ein Unternehmen. Doch der „Freund“ setzte sich bald ins Ausland ab und hinterließ Schulden, für die das Ehepaar gebürgt hatte. Sie verloren ihr Haus und mussten Insolvenz anmelden. In dem therapeutischen Gespräch wurde Monika K. der Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart bewusst. Ihr eigenes Denken, Fühlen und Verhalten war geprägt durch die vielen negativen Erfahrungen in ihrem Leben. Auch wenn sich ihre selbstherrliche Chefin sicher nicht fair
und professionell verhalten hat, musste Monika K. zugeben, dass ihr Verhalten auch einen Teil zur Eskalation eigetragen
hat: „Ich bin meiner Chefin gegenüber sehr pampig aufgetreten. Mein Fass war bis zum Überlaufen voll – und ich explodierte einfach.“Dieser Fall zeigt deutlich wie wichtig es ist neben Krankheiten auch das private und berufliche Umfeld, sowie die Vergangenheit von Betroffenen zu durchleuchten. So bilden Krankheiten, Probleme und verschiedene Störeinflüsse eine enge Verknüpfung, die es bei Therapien zu berücksichtigen gilt.

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