Beim Thema Sucht denken die meisten an Drogen oder Alkohol.
Dass Menschen auch nach Internet oder Onlinespielen süchtig sein können, ist weitgehend unbekannt. Statistik belegen allerdings eine beunruhigende Entwicklung: Besonders junge Menschen sind betroffen.
Mehr als 12 Millionen aktive Nutzer hatten zeitweilig allein das Rollenspiel
„World of Warcraft“. In jüngster Zeit sorgte vor allem „Pokemon Go“ für Schlagzeilen. Bei Spielern kam es sogar zu tödlichen Unfällen, abgeschnitten von der Außenwelt wurden andere in Fallen gelockt und
ausgeraubt.
Obwohl das Smartphone unser Alltagsleben einfacher macht, lässt sich ein dramatischer Trend erkennen. Laut einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie gelten in Deutschland ca. 1 Prozent 14- bis 64- Jährigen als internetabhängig – etwa 560.000 Menschen. Weitere 2,5 Millionen werden als problematische Internetnutzer eingestuft. Internet- und Computerspielsucht sind noch wenig erforscht und als Krankheit auch nicht anerkannt.
Vor allem bei jungen Menschen bestimmen heute Soziale Medien und virtueller Schein das Leben: Nicht umsonst zählen Twitter, Facebook und Instagram zu den am schnellsten wachsenden Märkten der Welt. Süchtige sind über Smartphone permanent in Internetaktivitäten eingebunden. Verkehrsunfälle können ebenso Folge sein wie schlechte Arbeitsleistung im Beruf. In solchen Fällen lässt sich schon von einer Sucht sprechen.
Bei der Definition von Sucht sind sich die Experten allerdings nicht einig. Klassische Kriterien wie Zwang, Kontrollverlust, Entzugssymptome, stetige Erhöhung der Dosis und Fortsetzung der Tätigkeit trotz schädlicher Folgen treten individuell unterschiedlich auf. Erkennt man einen Drogensüchtigen oft am Erscheinungsbild und sozialem Abstieg, lässt sich bei Kaufzwang, Glücksspiel und Internetnutzung eine Sucht nicht auf Anhieb erkennen.
Vor allem Prävention ist wichtig:
Aufklärung in der Schule und Coaching am Arbeitsplatz tragen dazu bei. Zudem gibt es Selbsttests – auch im Internet. Für Menschen, die sich bereits im Suchtkreislauf befinden, ist behutsame Intervention von Familie, Freunden oder Therapeuten angebracht.. Betroffene sollten nicht mit Vorwürfen „in die Ecke gedrängt“ werden. Der Weg ist anders als bei klassischer Drogensucht, bei der Überdosen oder womöglich Gefängnisstrafen oft für eine tiefe Zäsur sorgen. Nur mit externer Hilfe ist der Einstieg in den Ausstieg zu schaffen.
Dass unsere Gesellschaft in Zukunft immer vernetzter und mobiler werden wird, steht fest. Jedermann wird irgendwann Zugriff aufs Internet haben. Vielleicht noch beängstigender: Auch das Internet hat Zugriff auf den Menschen. Geheimdienste, kommerzielle Anbieter oder Kriminelle können schon heute jeden Schritt überwachen. Auch wer glaubt, nichts zu verbergen zu haben, sollte sein Recht auf Privatsphäre
und Datenschutz nicht ohne weiteres freiwillig aufgegeben. Manchmal kann es sinnvoll sein, das Smartphone einfach Mal zu Hause zu lassen und am Leben teilzunehmen – in der Realität.