Blasenschwäche und Multiple Sklerose stehen im engen Zusammenhang. Ca.80 Prozent der Menschen, die an MS erkrankt sind, bekommen im Laufe Ihres Lebens Blasenfunktionsprobleme. Ein ganzheitliches Training des Beckenbodens ist von großer Bedeutung und meist die erste therapeutische Maßnahme.
Das Problem – den Beckenboden sieht und spürt man nicht!
Das Schöne daran ist, der Beckenboden ist auch von anderen nicht zu sehen – so können Sie trainieren, ohne dass es auffällt.
Den Beckenboden wahrnehmen
Auf einem Stuhl sitzend mit hüftbreit aufgestellten Beinen, die Füße fest auf dem Boden, konzentrieren Sie sich zunächst auf ihre Pobacken, Steiß und Schambein.Aufrecht sitzend stellen Sie sich einen Faden oben an Ihrem Kopf vor, an dem Sie wie eine Marionette sanft nach oben gezogen und größer werden. Ihr Becken ist dabei leicht nach vorne gekippt. Bewegen Sie Ihr Becken nach hinten. Spüren Sie das leichte Holzkreuz bei der Vorwärtsbewegung? Merken Sie wie sich Ihre Wirbelsäule leicht rundet, wenn Sie Ihr Becken nach hinten schieben? Bewegen Sie ihr Becken nach rechts und links. Spüren Sie Ihre Pobacken? In gerader Haltung sind sie am deutlichsten zu spüren. Die Mitte ist wichtig für Ihre Beckenbodenarbeit.
Die drei Hauptfunktionen des Beckenbodens
Anspannen ist wichtig für die Kontinenz bei Männern und Frauen. Die Beckenbodenmuskulatur ist wichtig für den unteren Teil der Harnröhre, den Schließmuskel der Harnblase und den Anus. Entspannung erlebt der Beckenboden beim Wasserlassen, beim Stuhlgang, bei der Geburt und beim Geschlechtsverkehr
Wenn wir husten, niesen, lachen, hüpfen oder bei körperlicher Belastung muss der Beckenboden reflektorisch gegenhalten – sonst kommt es zum Urinverlust.
Richtig atmen
Atmen Sie ruhig, langsam und tief ein. Sind Sie sich Ihrer Atmung bewusst. Setzen Sie IhreAtmung bewusst ein. Spüren Sie Ihre innere Ruhe und Kraft? Ihr Atem ist fließende Energie. Spüren Sie Ihrem Atem nach.
Wenn Sie Ihr Becken nach hinten kippen, atmen Sie durch den Mund aus. Lassen Sie ihren Bauch flach werden – Sie wollen den Bauchnabel wie einen Druckknopf an Ihre Wirbel heften – ziehen Sie den Beckenboden kräftig an. Halten Sie die Spannung für einige Minuten.
Atmen Sie durch Ihre Nase tief in den Bauch, entspannen Sie den Beckenboden. Der Beckenboden arbeitet mit Zwerchfell und Atemmuskel zusammen. Durch betonte Ausatmung werden die Muskeln des Beckenbodens und der Verschluss der Blase aktiviert.
Regelmäßig trainieren
Planen Sie täglich mindestens 10-15 Minuten für das Beckenbodentraining ein. Wann und wie oft Sie die Übungen machen, können Sie frei entscheiden. Denken Sie aber bitte auch daran, dass für den Muskelaufbau Anspannung ebenso wichtig ist wie Entspannung. Fangen Sie vorsichtig an, überanstrengenden Sie sich zu Anfang nicht. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Erste Erfolge werden Sie nach etwa drei Monaten feststellen. Bauen Sie Ihr Training immer weiter aus. Versuchen Sie konzentriert, beim Niesen, Husten oder Hüpfen den Urin zu halten. Geben Sie nicht auf, lassen Sie sich von kleinen Rückschlägen nicht entmutigen, Übung macht den Meister.
Mitstreiter suchen
Erkundigen Sie sich ob in Ihrer Nähe ein Gruppen –Beckenbodentraining angeboten wird.
Vorteile sind: Gegenseitiger Ansporn, Austausch, gemeinsame Trainingszeiten, Training ohne Ablenkung und fachkundige Anleitung. Und es macht einfach mehr Spaß. Wer nicht in der Gruppe trainieren will, findet bestimmt einen Physiotherapeuten in seiner Region. Informationen gibt es beim Deutschen Verband für Physiotherapie.