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Zweitmeinung und richtige Diagnose


 

Aufgrund der  unterschiedlichen Symptomatik wird Multiple Sklerose nahezu immer erst verzögert entdeckt. Patienten durchlaufen oft eine lange, teilweise mehrjährige Diagnosetortur mit unzähligen Arztbesuchen und verschiedenen Therapieansätzen. Manche Fach- und Hausärzte gelangen an ihre Grenzen oder konzentrieren sich lediglich auf fachspezifische Behandlungsmöglichkeiten einzelner Symptome. Leider werden auch in Deutschland zahlreiche Fehldiagnosen gestellt. Aufgrund von Gangstörungen oder Kraftlosigkeit in den Beinen verschreibt man Bandagen, Sehstörungen werden als überanstrengter Sehnerv banalisiert und bei langanhaltendem Kribbeln in den Beinen zur Knieoperation geraten. Zur Sicherheit ist deshalb neben fachlicher Beratung das Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung angebracht. Auch bei gesetzlich Versicherten ist das problemlos möglich. Zudem besteht seit 2015 ein Gesetz zur Inanspruchnahme einer unabhängigen, kostenfreien ärztlichen Zweitmeinung in bestimmten Fällen. Eine Online-Beratung kann bei einer Erkrankung wie MS eine Face-to-Face Beurteilung nicht ersetzen.

 


Interessenskonflikte
Ein Problem bei der Behandlung von MS können Interessenskonflikte sein. Aufgrund
wirtschaftlicher Erwägungen könnten Therapeuten oder Krankenkassen dazu neigen, teure Eingriffe möglichst zu vermeiden. Patienten sollten sich deshalb gezielt an Institutionen, Organisationen oder Spezialisten wenden, die aus ihrem Fall keinen oder nur geringen persönlichen Profit ziehen können.

 

Wann ist die ärztliche Zweitmeinung notwendig?
Bei Verdacht auf MS sowie bei ersten Anzeichen von Symptomen wie Seh-, Gefühls- und Gangstörungen oder Kraftlosigkeit in den Beinen sollten mehrere ärztliche oder andere therapeutische Meinungen eingeholt werden. Oftmals verfügen auch Selbsthilfegruppen über eine valide Kompetenz. Auch wenn bereits MS diagnostiziert wurde, sollte man sich ggf. um ein weiteres ärztliches Gutachten bemühen. Im Vorfeld von oft notwendigen elementaren Therapieveränderungen, schwerwiegenden Therapiemaßnahmen oder einer geplanten größeren Operation sollten Betroffene ebenfalls vorab eine Zweitmeinung in Anspruch nehmen. Auch die Verschreibung neuer Medikamente oder die (langfristige) Einnahme von starken, nebenwirkungsreichen Medikamenten wie speziellen Schmerzmitteln oder Antidepressiva sollten durch eine zusätzliche Meinung abgesichert werden.
Wer dem aktuellen Arzt auch nach längerer Zeit nicht mehr vollständig vertraut, oder ein ungutes Gefühl nach einer Diagnose oder Therapieempfehlung verspürt, sollte ebenfalls eine zweite ärztliche Begutachtung anstreben.

Wie finde ich den richtigen Spezialisten? 

Prof. Dr. Volker Nürnberg, Eva Berninger

MS-Patienten können beim behandelnden Arzt nachfragen oder auf Online-Portalen oder Verzeichnissen nach medizinischen Experten oder Einrichtungen für MS suchen. Auf der Homepage der „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft“ (DMSG) steht zum Beispiel ein Verzeichnis mit Kliniken und Praxen, die nach Richtlinien als anerkanntes oder regionales MS-Zentrum ausgezeichnet wurden. Da MS eine seltene Erkrankung ist, ist es wichtig, dass Sie sich an solche Spezialisten wenden, die bereits eine signifikante Zahl von Patienten behandelt haben.

Die Symptome
Zur „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ gehört ein breites Feld an symptomen, die durch Läsionen des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) verursacht werden. Sie lassen sich in verschiedene Hauptgruppen einteilen:

  • Motorische Ausfälle mit ein- oder beidseitigen Lähmungen der Extremitäten
  • Verlust der Willenskontrolle der Extremitäten (alien limb Syndrom)
  • Koordinationsstörungen und Zittern (tremor)
  • Spastik, Klonus und Spasmen Schmerzhafte Spasmen
  • Schmerzen zentraler Ursache, z.B. Gesichtsneuralgie, Salbseitenneuralgie
  • Sensible ausfälle mit Taubheit oder Überempfindlichkeit der betroffenen Hautareale
  • Sprachstörungen meist als lallende Sprache (Dysarthrie)
  • Sehschwäche bei ein- oder sogar beidseitiger Opticusatrophie
  • Sehstörung mit Doppelbildern (Diplopie)
  • Fatigue Syndrom als eine chronische Müdigkeit nach geringer bzw. kurzzeitiger Belastung
  • Psychische Veränderungen mit organischen oder gemischten Depressionen
  • Psychische Veränderungen als Wesensänderung mit kognitiven Auffälligkeiten, Störungen der Denkgeschwindigkeit, der Merkfähigkeit, der Konzentration und der Assoziation

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